Le Moment fugitif
Nimbus Verlag
Buch
Le Moment fugitif kombiniert 33 bislang unbekannte Texte von Alexander Kluge mit 85 Fotografien von Stefan Moses. Die Kombination dieses Buches ist ungewöhnlich und verdankt sich einem Zufall: Stefan Moses und Alexander Kluge sind Nachbarn. Ihre Begegnungen waren sporadischer Natur, bis sie merkten, dass ein gemeinsames Thema sie beschäftigt: Welche Momente für sie besonders sprechend sind – für den Fotografen einerseits und den Autor und Filmer andererseits. Seit Cartier-Bresson gilt das Erfassen des „moment décicif“ als das Kriterium fotografischen Gelingens. Für Moses und Kluge ist dieses Denken einseitig: Es leistet dem Ausblenden Vorschub. Moses denkt seit je in Serien und gestaltet seine Motive gerne als Triptychon. Diese Sequenzen hat Kluge als Inspirationsquelle zu eigenen Geschichten aufgenommen, die teils thematisch von den Bildern ausgehen, andernteils den Evokationen folgen, die deren Umkreis entstammen. Entstanden sind so 33 Texte, die in einem changierenden Verhältnis von Koinzidenz und Inkongruenz zu Moses’ Fotos stehen. Kluge erzählt darin von Menschen in politischen und privaten Umbruchsituationen, wo der Überblick schwindet und das große Improvisieren beginnt: SED-Kader in den Tagen der „Wende“, die sich plötzlich ohne Führung in einem neuen Koordinatensystem der Kräfte wiederfinden; Stasi-Leute, die unschlüssig schwankend zwischen den Optionen Untergrund und Anpassung stehen; Gregor Gysi, der nach seiner Wahl zum PDS-Vorsitzenden sich nachts im verwaisten Büro des einstigen SED-Vorsitzenden wiederfindet und keine Ahnung hat, mit welchen Entscheidungsträgern ihn das Bataillon blinkender Telefone auf dem Schreibtisch verbinden könnte. Eine sitzengelassene Ehefrau, die nach dem Fall der Mauer mit Kind und Kegel bei ihrem nach Westen entwichenen Ehemann aufkreuzt. Das Spektrum der Protagonisten reicht vom einfachen Bürger bis zu Politikern in den Zentren der Macht, unter ihnen Helmut Schmidt, Jimmy Carter und Konrad Adenauer. So unterschiedlich sie mit Entscheidungssituationen umgehen – das Moment der Hilflosigkeit begegnet – zumindest flüchtig – allen. (Quelle: Pressetext des Nimbus Verlags)
Autor und Fotograf sind bekennende Katzenliebhaber. Darum spielt ein geprägtes Kätzchen auf der Rückseite des Leinenbandes mit den „Stäben“ des ISBN-Codes.